· 

Die Dunkelheit, die muss jetzt weg!

Sehr gerne gehe ich in Dunkelheit oder bei Dämmerung spazieren, beide haben so etwas Einhüllendes, Beschützendes, und Erinnerungen an nächtliche Fackelwanderungen erwärmen sowieso mein Herz. Ich verstehe es nicht wenn sich Menschen im Dunkeln fürchten. Die sanfte Ruhe der Nacht lässt mich loslassen, mich hingeben und abschalten. Normalerweise! Mit meiner dunklen düsteren Seelenseiten bin ich da nicht so gnädig. Sie erscheinen mir so bedrohlich, so unperfekt, so dilettantisch, sie sind mir einfach nur unangenehm. In sehr schwierigen Zeiten hat mich die düstere Seite ein paar Mal kalt und scheinbar perfide erwischt. Meistens in Zeiten von Umbruch, Erneuerung und Stress in festgefahrenen Situationen. Entstanden aus Angst und Panik um sich dann in einem See aus NICHTS zu ergießen: bedrohlich, aussichtslos und taub.

Mit einem recht abenteuerlichen freien Geist ausgestattet, liebe ich es die Welt sehr unerschrocken zu erforschen und mich auszuprobieren, naiv wie ein Kind herumzustreifen und sie zu betasten. Ein Teil in mir ist Vollblutheldin ohne Angst und Furcht, bereit Risiken einzugehen und Visionen zu leben. Ich kann geschickt meine Krone immer wieder aus dem Schlamm ziehen und sie mir recht elegant auf meinen Kopf zurück setzen. Ich bin gut darin! Heldinnen sind  unermüdliche "Aufstehfrauen".

Das kleine ängstliche Mädchen mit schlotternden Knien, mit Schrecken in den Augen und Unsicherheiten das lädt man einfach nicht so gerne ein, damit kann man sich einfach nicht schmücken.

Wenn ich um mich blicke dann grinsen mich vor Selbstbewusstsein strotzende Luxuskörper aus Medien entgegen, die ständig zu sagen scheinen "Hey Du, sieh her wie ich mich liebe, wie erfolgreich ich bin, ich habe keine Angst wie Du, ich traue mich weil ich es mir wert bin, bäääääätsch!!!!!" und strecken ihre fein abgeschabte Zunge durch top gebleachte Zähne. Die Schaufenster der sozialen Medien sind reich geschmückt mit Erfolgsgeschichten und Images, mit Dauerreisenden, mit Erleuchteten, mit idealen Beziehungen und perfekten Familien, in dem das Lächerliche, das Düstere, das Normale einfach keinen Platz zu haben scheint. Der Erfolg wird gerne hergezeigt, der Misserfolg ausgelassen.

Wer schon einmal dem NICHTS in die Augen gesehen hat, weiß das das Auge von Sauron nichts dagegen ist. Sehr gerne würde ich diesen Dämonen der Angst einen Platz gewähren und sagen: "Hey setz dich doch neben uns und trink was mit!" Zeigt es uns nicht die Leerstellen mit Platz für mehr Potential auf? Ist es nicht gut wenn am Ende der Dreck an die Oberfläche gespült wird?

 Der Müll der sich so gerne über die Zeiten in den tiefsten Abgründen unserer Seele absetzt und dort vor sich hindümpelt weil wir ihn nicht sehen wollen, können, dürfen?

Nicht alles kann sich mit Leichtigkeit auflösen ohne hinzusehen. Manchmal sieht man im Dunkeln auch ganz gut.

Mehr Platz für Scheiternde, für Zweifler und Fragende! Depressive Menschen sind HeldInnen. Die großen Denker, Künstler Wissenschaftler haben ihren dunklen Seiten immer Platz gewährt. 

Ich selber bin eine verdammt bewusste Frau, tägliche Meditation, weit geöffneter Geist und Herz, informiert, kultiviert, meistens sozial, lache gerne und bin spirituell "recht weit" vorangekommen. Ich weiß was mir gut tut, was mich weiter bringt, und zack! setzte sich diese Düsternis immer wieder ungefragt auf meine Schulter , da hilft kein Chanten, kein Reiki kein bewusstes Atmen, sie ist einfach präsent. Immer dann möchte sie mir etwas sagen, so schlaue Dinge wie "du, das ist jetzt aber eine schlechte Richtung in die Du gehst", "meinst du wirklich das du das jetzt noch willst?" oder "Buh, da bin ich wieder Deine Angst, halloooooo mich gibt es noch und hast du jetzt ordentlich Schiss??!". Ein hässliches Wesen mit Mundgeruch, das muss man erstmal auch aushalten können. 

Generell habe ich nicht darüber erzählt, ich meine man streckt ja auch niemandem ungefragt den hässlichsten Zeh entgegen und erwartet Interesse. Aber man kann berichten und erzählen um anderen Mut zu machen. Man kann sich austauschen und informieren das es vielen Menschen ähnlich geht, das Glanz nur immer im Auge des Betrachters liegt, Ein Mensch besteht in der Tat aus so unterschiedlichen Tönen, von ganz hell über das dunkelste Dunkel, und hey, wo viel Licht ist, ist auch Schatten, und Schatten kann manchmal zu einem Innehalten in der Kühle verhelfen.

Trotzdem, die Dunkelheit die kann jetzt weg! Ich habe sie wieder einmal gesehen, danke!