Vorsicht no filter!Tanzen könnte demaskierend wirken

No filter please oder das wahrhaftige Selbst.

Es ist wunderbar sich von seiner glanzvollsten und repräsentativsten Seite zu zeigen. Von der starken Seite, der Unverwundbaren, der Unabhängigen. Ein grosses Attribut unserer Gesellschaft zu zeigen niemanden zu brauchen um glücklich und zufrieden zu sein. Das man es nicht nötig hat jemals zu scheitern oder sich klein und verletzlich zu fühlen. 

Einen anderen Menschen sein wahres Ich, den Kern erkennen zu lassen erfordert Mut und eine unerschütterliche Basis von echter Stärke. Zu oft wird ein offenes freundliches Herz mit Bedürftigkeit verwechselt. Ja, natürlich haben wir alle "Bedarf" in etwas, an Reflexion und Austausch, sind aber keineswegs hilflose Kinder die orientierungslos herumlaufen. Der Eindruck jemand sei selbstbewusst ensteht auch immer im Auge des Betrachters und seiner Geschichte. Wir haben gelernt zu taktieren, zu manipulieren, etwas vorzugeben was wir vielleicht gar nicht sind.Wie wäre es, völlig angstfrei Bedürfnisse und Wünsche zu formulieren in Begegnungen? Könnte ich es verkraften einen Menschen abzuweisen, möchte ich hören das ein anderer mich nicht inspirierend findet? Könnte ich überwältigende Zuwendung überhaupt verkraften? Artig, fast kultiviert behalten wir unsere gewählten Masken auf und spielen unsere Rollen perfekt. Die Angst blossgestellt zu werden ist unser ständiger Begleiter. Mannigfaltige Rollen im Angebot: der einsame Wolf, der sensible Künstler, die verführerische Venus, die Aussenseiterin, die taffe Powerfrau. Wir vergessen dem anderen mitzuteilen wer wir wirklich sind, nämlich dies und noch viel mehr. Es ist nicht "dienlich" und auch nicht wirklich "chic" ein offenes freundliches Herz zu zeigen und wird oft mit "Schwäche" gleichgesetzt. 

In meiner Arbeit mit Tanz und Bewegung habe ich oft erlebt  wie aus Rollen und Masken echte Körper wurden. Musik, Rhythmus und Fluss der  Bewegung erlauben nur Wahrhaftiges. (ausser es wird bewusst als Kunstform einstudiert und als solche "erhoben", und selbst da bleibt sie ohne Seele nur plakativ). 

Bewegung geschieht aus einem natürlichen Bedürfnis heraus, kommt im Idealfall tief aus dem Inneren. Wie ein Mensch steht, geht , agiert, erzählt seinen Lebensweg. Bewege ich mich frei ohne Maske, kann dies zu einem sehr erhellenden Erlebnis werden, sodass ich mich selber durch mich erfahre und darüber hinaus. Tanz und Bewegung sind die charmantesten und auch sichersten Formen sich so zu zeigen wie man wirklich ist. Sie halten den sicher abgesteckten und gesellschaftlich akzeptierten Rahmen und Raum völlig authentisch zu sein, Fehler machen zu können. Tanz kann viel, sehr viel. Blinde macht er zu Sehenden, mit Komlpexen  behaftete Menschen blühen bei ihm auf, stärkere Frauen werden zu Göttinen, schüchterne Männer zu Kriegern und umgekehrt, Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu wahren TanzkünstlerInnen, Starke zu sanften Wesen.  

Das Schönste ist aber, dabei immer ECHT sein zu dürfen.